Mein Arztbrief leicht erklärt

Was steht in meinem Arztbrief? 

„Was habe ich?“ Diese Frage stellen sich jeden Tag tausende Patienten, wenn sie ihren Arztbrief in den Händen halten. Denn was sie im Arztbrief lesen, enthält selten Sätze und Formulierungen, die sie wirklich verstehen. Statt dessen findet sich in ihrem Befund viel Unverständliches und Bedrohliches. Die zahllosen Fachbegriffe verwirren und sind häufig angsteinflößend. Das ist um so ärgerlicher, wenn angesichts des konkreten Befundes gar kein Grund zur Angst besteht.

Ihr Arztbrief mag für Ihren behandelnden Arzt – also einen Fachkollegen – gedacht sein. Dennoch handelt sich dabei keineswegs um ein Geheimdokument. Es ist Ihr gutes Recht, wissen und verstehen zu wollen, was in Ihrem Arztbrief steht.

Wer nicht versteht, worum es in seinem Arztbrief geht, der neigt eher dazu, seine Behandlung abzubrechen. Oder er sucht nach Alternativen, ohne sich mit seinem Arzt zu besprechen. Das kann schwerwiegende Folgen für den Genesungsprozess haben. Die gelungene Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist also ein wichtiger Baustein innerhalb der Therapie. Der Arztbrief sollte davon nicht ausgeschlossen sein.

Lassen Sie Ihren Arztbrief übersetzen

Für Patienten, die das verquere Arztdeutsch nicht verstehen und entschlüsseln können, gibt es seit 2011 die Plattform Washabich. Wenn Sie also wissen wollen, wie sich Ihr Befund in einem verständlichen Deutsch liest, dann können Sie diesen kostenlos bei „Was hab‘ ich“ einsenden. Ein Team aus Medizinern bzw. Medizinstudenten überträgt Ihren Arztbrief in eine leicht verständliche Sprache und stellt Ihnen das Ergebnis anschließend kostenlos zur Verfügung.

„Was hab‘ ich“ beantwortet damit keine Fragen zu Ihrer Diagnose. Ebenso wenig erhalten Sie hier eine Zweitmeinung oder eine Empfehlungen zur Therapie Ihrer Erkrankung. Die Plattform kann Ihnen durch die „Übersetzung“ Ihres Befundes aber dabei helfen, im Gespräch mit Ihrem Arzt als informierter und mündiger Patienten aufzutreten.

Das Portal „Was hab‘ ich“ war übrigens die Antwort zweier Medizinstudenten auf die Frage, wie man verqueres Arztdeutsch übersetzen kann, damit auch der Laie versteht, worum es in seinem Arztbrief geht. Heute ist das Onlineportal vielfach ausgezeichnet. Mehr als 32.000 Arztbriefe wurden seit der Gründung in verständliches Deutsch übertragen.

Arztbriefe zukünftig in patientengerechter Sprache

„Wir wollen, dass sich Patient und Arzt auf Augenhöhe begegnen können.“ Geschäftsführer Ansgar Jonietz ist mit dem sozialen Projekt „Was hab‘ ich“ auf dem richtigen Weg. Patienten, die ihre Befunde verstehen, haben deutlich mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Arzt. Sie wissen, was sie wissen wollen. Das macht es leichter, die richtigen Fragen zu stellen und schließlich die beste Entscheidung für eine individuelle Therapie zu treffen.

Inzwischen ist „Was hab‘ ich“ eine gemeinnützige GmbH, zu der auch festangestellte Mitarbeiter gehören. Die Hauptarbeit leisten jedoch nach wie vor Ehrenamtliche. Sie übersetzen das schwer verständliche Kauderwelsch vieler Arztbriefe in eine patientengerechte Sprache.

Die „Was hab’ ich“ gGmbH sorgt übrigens ebenso dafür, dass Übersetzungsdienste für Patienten irgendwann nicht mehr notwendig sind. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) Dresden hat das Unternehmen Kommunikations-Kurse entwickelt. Hier lernen angehende Ärzte eine verständliche Sprache für die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. „Das ist noch nachhaltiger als die Übersetzungen. Denn ein Mediziner, der einmal von uns geschult wurde, wird in den nächsten 50 Jahren bessere Patienten-Gespräche führen!“

Beitrag für meetmedi | Text: Gerburg Richter | Foto: https://www.pexels.com