Desert Flower Center Waldfriede: Großartige Sache!
Es gibt Projekte, die kommen zufällig vorbei und lassen einen nie mehr los. So erging es uns mit der Gründung des Desert Flower Center Waldfriede. Unsere Agentur war dabei, als diese großartige Idee die ersten zaghaften Schritte in die Öffentlichkeit machte. Inzwischen begleiten wir das Desert Flower Center Waldfriede auf seinem Weg in die Herzen vieler Menschen: Tagtäglich auf Facebook, im Blog auf der Website, bei Charity-Veranstaltungen, beim Sammeln von Spenden …
Wir wussten von FGM. Von FGM in Deutschland wussten wir nichts!
Natürlich kannten wir Wüstenblume, das Buch von Waris Dirie. Auch den gleichnamigen Film von der US-amerikanisch-deutschen Regisseurin Sherry Hermann hatten wir längst gesehen. Was wir bis dato nicht wussten: In Deutschland ist weibliche Genitalverstümmelung (FGM) durchaus ein ernstzunehmendes Problem. Allein in Deutschland leben mindestens 50.000 Frauen mit FGM. Das hat die Menschenrechtsorganisation Terre des femmes e.V. herausgefunden. Auch bei uns leiden also viele Frauen unter ihrer Verstümmelung. Tagtäglich und im Stillen. Sie haben Scheiden-Darm-Fisteln oder sind inkontinent. Unter der Geburt oder bereits in der Schwangerschaft kommt es zu gesundheitlichen Problemen, die für sie selbst oder das Kind mit dem Tod enden können.
Doch nicht jede Familie, die aus Afrika zu uns kommt, kehrt hier in Deutschland der Tradition der weiblichen Beschneidung den Rücken. Obwohl die Mädchen in Deutschland geboren werden und bei uns unter völlig anderen Umständen aufwachsen, können sie vom grausamen Ritual der Beschneidung betroffen sein. Eltern schicken ihre Töchter in den Ferien nach Afrika und lassen sie dort beschneiden. Sie tun das in dem festen Glauben, so für die Reinheit ihrer Töchter zu sorgen. Doch eine Beschneidung verursacht furchtbare Schmerzen, lebenslange körperliche Qualen und geht oft mit schweren seelischen Verletzungen einher.
Warum wir uns für das Desert Flower Center Waldfriede engagieren
Das Desert Flower Center Waldfriede ist aus der persönlichen Betroffenheit zweier Menschen entstanden. Chefarzt Dr. Roland Scherer und Vorstand Bernd Quoß vom Krankenhaus Waldfriede wollten das Leid beschnittener Frauen lindern. 2010 haben beide in Afrika mit eigenen Augen gesehen, was es für eine Frau bedeutet, an ihren Genitalien beschnitten zu sein.
In ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld am Krankenhaus Waldfriede sahen sie schließlich die Möglichkeit, ganz konkret zu helfen. Das Thema Genitalverstümmelung war nicht unbekannt in Berlin – in aller Munde war es nicht. So konnte Niemand vorhersagen, ob der Plan gelingt und das Konzept am Krankenhaus Waldfriede aufgeht. Dieses Risiko haben die Gründer auf sich genommen. Der Lauf der Dinge gab ihnen Recht.
Angesteckt von der ungeheuren Energie der Gründer hat rsplus Berlin das Projekt in Berlin von Anfang an auch durch persönliches Engagement unterstützt. Bald sind zwei Mitglieder unseres Teams ehrenamtlich für das DFC tätig und tragen zur Aufklärung über FGM bei. Daneben ist es uns ein großes Anliegen, Spender für das DFC zu gewinnen.
Eine großartige Erfolgsgeschichte nimmt ihren Lauf
Wir wären nie darauf gekommen, dass das Krankenhaus Waldfriede für ein caritatives Projekt für Frauen mit FGM geradezu geschaffen ist. Das ging nicht nur uns so! Dabei ist das eher kleine, fast beschauliche Krankenhaus am südlichen Stadtrand von Berlin seit langem für sein soziales Engagement bekannt. Erinnert sei nur an die erste Babyklappe, die hier an einem Berliner Krankenhaus eingerichtet wurde.
Und so kam es denn auch für die Stadt ziemlich überraschend, als am Standort Waldfriede das erste Desert Flower Center weltweit ins Leben gerufen wurde. Die Ziele waren von Anfang an klar definiert: Hier sollen Opfer der weiblichen Genitalverstümmelung medizinisch behandelt und psychologisch betreut werden! Ohne jegliche Kosten für die betroffenen Frauen, ganz gleich welcher Herkunft sie sind. Und nach einem ganzheitlichen Konzept, das nicht nur die körperlichen, sondern auch seelische Wunden heilt.
Niemand hat damals geahnt, wie schnell sich das Desert Flower Center Waldfriede zu einer Erfolgsgeschichte entwickeln sollte. Inzwischen haben der Kampf gegen FGM und das Engagement für die Opfer in Berlin eine völlig neue Dimension erreicht. Und so fing alles an:
Etappe 1: Ein kleiner Auftrag bringt den Stein ins Rollen
„Wir planen eine kleine Eröffnungsveranstaltung für ein Center für genitalverstümmelte Frauen am Krankenhaus Waldfriede. Keine große Sache. Wir wollen nur darauf aufmerksam machen, dass es uns gibt und dass wir unsere Arbeit aufnehmen werden.“ Mit diesen Worten etwa werden wir im Sommer 2013 von Vorstand Bernd Quoß gebeten, eine Einladungskarte für den Eröffnungsevent des Desert Flower Center Waldfriede am 13. September 2013 zu entwickeln.
Wir erkennen die ungeheure Brisanz des Themas. Zugleich ahnen wir, wie schwierig es werden würde, hier die richtige Tonalität zu treffen. Mit nur wenigen Informationen über die künftige Arbeitsweise und die Ziele des Projekts ausgestattet, suchen wir zunächst nach einem passenden Bildmotiv, um die Idee in die Welt hinaustragen. Wir finden es schließlich bei dem Fotografen Samuel Borges aus Frankreich.
Etappe 2: Waris Dirie sprengt alle Erwartungen
Nach dem Versand der Einladungskarte an hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie an die Presse wird klar: Die kleine Eröffnungsveranstaltung könnte sich, auch dank der Anwesenheit von Waris Dirie, zu einem Mega-Event entwickeln. Dr. Roland Scherer und Bernd Quoß stellen die Weichen auf Grün, um dem zu erwartenden Ansturm gerecht zu werden.
rsplus Berlin erhält die Aufgabe, innerhalb kürzester Zeit einen professionellen Auftritt für das DFC und den Förderverein Krankenhaus Waldfriede e.V. zu entwickeln: Angefangen bei Pressemappe, Infoflyer über Infomobil und Spendenaufrufe bis hin zur Ausgestaltung der Bühne ist bis zur Eröffnung viel zu tun.
Als wir am 13. September in der überfüllten Kapelle der Adventgemeinde sitzen, laufen uns wie vielen anderen unzählige Schauer über den Rücken. Die Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie hält eine ergreifende Rede. Für sie erfüllt sich ein Traum ihres Lebens. Selbst hartgesottene Journalisten sind zu Tränen gerührt. Was für ein großartiges Ziel wird da in Angriff genommen. Und wir dürfen dabei sein.
Etappe 3: Der Stabsmusikkorps der Bundeswehr gibt ein Benefizkonzert
Bereits im Dezember 2013, also nur wenige Monate nach der furiosen Eröffnung, kommt bei den Gründern im Krankenhaus Waldfriede eine neue Idee auf. Gemeinsam mit dem Stabsmusikkorps der Bundeswehr soll ein erstes Benefizonzert zu Gunsten des Desert Flower Center Waldfriede veranstaltet werden.
Es findet im Mai 2014 im Estrel Convention Center in Berlin-Neukölln statt. Die Agentur richter.spurzem begleitet die Werbemaßnahmen für den Kartenverkauf, gestaltet das Programmheft und stattet das Foyer im Estrel aus. Zusätzlich werden give aways entwickelt und in Windeseile produziert. Zunächst in Eigenregie konzipiert richter.spurzem 16 freistehende Schautafeln, um die Besucher des Benefizkonzerts für das Thema FGM zu sensibilisieren. Pünktlich zur Veranstaltung ist alles fertig. Die Besucher zeigen sich interessiert und betroffen. Viele spenden direkt vor Ort für das Projekte oder treten dem Förderverein Krankenhaus Waldfriede e.V. bei.
Etappe 4: Eine Ausstellung für das DFC auf dem Krankenhausgelände
Während die ärztliche Koordinatorin im Desert Flower Center, Oberärztin Dr. Cornelia Strunz, am Krankenhaus unermüdliche Aufbauarbeit leistet – sie berät und betreut betroffene Frauen und bedient das nicht nachlassende Interesse der Presse – konzentrieren wir uns auf eine andere Facette der Öffentlichkeitsarbeit.
Gemeinsam mit der Firma fontline konzipiert rsplus Berlin einen jederzeit öffentlich zugänglichen und jederzeit erweiterteren Infobereich – open air auf dem Krankenhausgelände. Es entstehen 16 fest installierten Ausstellungstafeln. Sie klären über FGM sowie die medizinischen Leistungen und psychosozialen Angebote im DFC auf. Zugleich werden die ersten Schritte des DFC in die Öffentlichkeit mit einer Auswahl aus den zur Eröffnung erschienenen Presseartikeln und vielen Fotos dokumentiert. Die Übergabe der DFC Ausstellung an die interessierte Öffentlichkeit erfolgt im September 2014 zum Tag der offenen Tür im Krankenhaus Waldfriede. Die an diesem Tag eingenommenen Spenden gehen zu 100 % an den Förderverein Krankenhaus Waldfriede e.V., der das DFC finanziell unterstützt.
Mit der Gründung der DFC Selbsthilfegruppe im Januar 2015 avancieren die 16 Ausstellungstafeln im Krankenhauspark zum beliebtesten Hintergrundmotiv für Fototermine. Nicht nur großzügige Spender werden hier abgelichtet. Mit betroffenen Frauen entstehen ebenso zahlreiche Fotos. Sie belegen eindrucksvoll, wie gut das Angebot der Selbsthilfegruppe ankommt.
Etappe 5: Die Website für das Desert Flower Center Waldfriede entsteht
Ohne Internet kann Spendenwerbung langfristig nicht erfolgreich sein. Wir ergreifen deshalb 2015 die Initiative und konzipieren für das Desert Flower Center Waldfriede eine eigene Website. Sie richtet sich gleichermaßen an Interessierte, Spender und Betroffene. Das Behandlungskonzept wird ausführlich erläutert. Dabei spielt zunehmend die rekonstruktive Chirurgie zur Wiederherstellung von Schamlippen und Klitoris eine Rolle. Je nach Grad der Verletzung besteht für einige Frauen nach der OP die berechtigte Hoffnung auf eine sexuelle Empfindungsfähigkeit.
Schnell wird der zur DFC Website gehörende Blog zu einer wichtigen Informationsquelle für alle Seiten. Das Projektteam von rsplus Berlin berichtet hier regelmäßig über die Arbeit des ärztlichen Teams vor Ort. Dank der intensiven Pressearbeit und der vielen Fotos der ärztliche Koordinatorin Dr. Cornelia Strunz steht immerfort neues Material zur Verfügung. So kann der Kontakt zu Spendern, Unterstützern und Kooperationspartnern regelmäßig gepflegt und intensiviert werden.
Etappe 6: Die Spendenkampagne HopeAfterFGM startet
Parallel zum Onlinegang von www.dfc-waldfriede.de im Frühjahr 2016 legt unser Projektteam ein eigenes Facebook-Profil für das DFC an. Auf der Spendenplattform betterplace.org beginnen wir zeitgleich mit der Spendenwerbung im Internet. Der Tagesspiegel stellt für den Start ein kleines Mediavolumen zur Verfügung.
Seit Frühjahr 2016 betreut das Redaktionsteam von rsplus Berlin den DFC Blog komplett ehrenamtlich und begleitet die Aktivitäten im DFC mit regelmäßiger Berichterstattung. Während der Reise von Cornelia Strunz und Evelyn Brenda nach Kenia erscheint im Blog ein ausführlicher Reisebericht.
Im Juni 2016 beginnen wir mit der Entwicklung einer Spendenkampagne für das DFC unter dem Hashtag #HopeAfterFGM. Ende 2016 startet sie bei Instagram. In einem nächsten Schritt geht es darum, Unterstützer, Kooperationspartner und Medienpartner für eine Umsetzung zu finden.
Auch die Projektarbeit für das DFC braucht Unterstützung
Durch die wachsenden Flüchtlingsströme aus Afrika sind inzwischen immer mehr Ärzte und Sozialarbeiter in Deutschland mit den Folgen der weiblichen Beschneidung konfrontiert. Die Frage, was bei FGM zu tun ist und wie FGM bei jungen Migrantinnen verhindert werden kann, ist aktueller denn je.
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, Sie, liebe Leserinnen und Leser, dazu einzuladen, unser ehrenamtliches Projektteam für die Aufklärungsarbeit im DFC zu unterstützen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Die einfachste ist das Teilen und Kommentieren unserer Beiträge im DFC Blog, auf Facebook oder auf Instagram.
Wer als Botschafter für das DFC Waldfriede tätig sein und die Projektarbeit #HopeAfterFGM tatkräftig unterstützen will, kann dies z.B. mit dem Kauf eines Flower Bags tun. Pro verkauftem Bag fließen 5,00 EUR in die Finanzierung der Projektarbeit.
Wir freuen uns auf Ihr Interesse. Helfen Sie uns dabei, damit möglichst viele Aktionen zur Gewinnung von Spendern und Unterstützern Realität werden können.
Text: Gerburg Richter | Foto: Krankenhaus Waldfriede