Hilfe bei Sodbrennen
Funktioniert eine Kooperation zwischen Stadtteilinitiativen und Ärzten? Am 07.11.2017 konnte ich mich bei einem Patientenvortrag von einem gelungenen Konzept überzeugen. Vier Ärzte aus dem Sana Klinikum Lichtenberg kamen in die Kiezspinne und erläuterten verständlich und lebensnah, was es mit dem Sodbrennen auf sich hat. Begrüßt wurden sie von Dagmar Buresch, der Projektleitern von SYNAPSE, der die Freude über die gelungene Kooperation sichtlich anzumerken war.
Auf ärztlicher Seite waren Chefarzt PD Dr. Dirk Hartmann und Oberarzt Steffen Hornoff von der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie sowie Chefarzt Prof. Michael Heise und Oberarzt Dr. Matthias Federlein von der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie gekommen. Geballte Kompetenz also für ein Unwohlsein, das gern als harmlos abgetan wird.
Was kann sich hinter dem Sodbrennen verbergen?
Saures Aufstoßen, ein leichtes Brennen entlang der Speiseröhre – wer ab und an über den Hunger isst, dem sind diese Begleiterscheinungen einer Schlemmerei wohlvertraut. Tatsächlich kann häufiges Sodbrennen aber auch ein Symptom für eine Refluxerkrankung sein. Sie ist mit Medikamenten gut in Griff zu bekommen. Unbehandelt kann sie zu Entzündungen der Speiseröhre, zu deren Verengung oder sogar zum Speiseröhrenkrebs führen.
Treten also zusätzlich zum typischen Brennen im Hals Schluckstörungen, morgendliche Heiserkeit (Frosch im Hals), Oberbauchschmerzen, Gewichtsverlust, Blutarmut, chronischer Husten oder Asthma auf, ist es höchste Zeit, die Ursachen abzuklären. Zusätzlich zu den genannten Beschwerden kann sich das Problem übrigens auch mit einem dumpfen Schmerz oder Druck hinter dem Brustbein bemerkbar machen. Fälschlicher Weise wird dahinter gern mal ein Herzleiden vermutet, so dass vor dem Gastroenterologen erst ein Kardiologe zur Abklärung der Beschwerden aufgesucht wird.
Was passiert bei einer Reflux-Erkrankung?
Ausgelöst durch einen überdehnten Magen, erblich bedingt oder auch durch bestimmte Medikamente kommt es zu Fehlfunktionen oder Schwäche des Schließmuskels am unteren Ende der Speiseröhre. Die Folge: Der mit Magensäure versetzte Mageninhalt steigt nach oben und verursacht das unangenehme Aufstoßen und Brennen. Häufig ist auch ein Zwerchfellbruch die Ursache dafür, dass Magensäure dort landet, wo sie nicht hingehört.
Klarheit über die Art der Erkrankung bringen die folgenden Untersuchungsmethoden:
- die endoskopische Untersuchung mit der auch kleine Gewebeproben entnommen werden können
- die ph-Metrie, die den Säuregehalt im unteren Abschnitt der Speiseröhre ermittelt
- die Druckmessung (Manometrie) in der Speiseröhre
- die Kontrast-Röntgenuntersuchung, z.B. um einen Zwerchfellbrüche zu diagnostizieren
Welche Therapieoptionen gibt es für einen Reflux?
Wie so oft, so der eindringliche Rat von Oberarzt Steffen Hornoff, können wir mit Veränderungen in der Lebensweise schon viel Positives bewirken. Dazu gehören die Vermeidung bestimmter Speisen, die Gewichtsreduktion und eine Raucherentwöhnung.
Nahezu 70 % der Reflux-Patienten sind mit einer medikamentösen Therapie mit Säureblockern (sogenannte Protonenpumpenhemmer) weitgehend beschwerdefrei. Weitere Mittel der Wahl sind die interventionelle Endoskopie sowie operative Verfahren (laparoskopische Antirefluxchirurgie). Eine OP wird z.B. bei sehr großen Zwerchfellbrüchen in Erwägung gezogen. Auch bei starken Nebenwirkungen der Säureblocker oder wenn die Erkrankung trotz Medikamenten weiter fortschreitet, lässt sich oft erst mit der OP die Lebensqualität des Betroffenen nachhaltig verbessern.
Seit 2010, so Oberarzt Dr. Matthias Federlein, wird jedoch deutlich mehr Zurückhaltung bei der operativen Wiederherstellung des Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen geübt. Nach wie vor bewährt ist dabei die Methode, bei der ein Teil des Magens wie eine Manschette um die Speiseröhre gezogen wird. Die Stärkung des Schließmuskels kann mit einem Band aus Magnetkugeln oder durch den Einbau eines Schrittmachers erzielt werden. Alle Operationen werden nach Möglichkeit minimal-invasiv ausgeführt. Eine intensiv-medizinische Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Kostaufbau und Mobilisation schließen sich unmittelbar an.
Vortrag für Patienten | Fazit des Abends
Ein Reflux ist keine triviale Erkrankung, sondern im Gegenteil sehr komplex zu betrachten. Entsprechend benötigt jeder Patient und jede Patientin eine individuelle Behandlungsstrategie. Im Sana Klinikum Lichtenberg wurde eigens dazu ein spezielles Zentrum etabliert. Das schafft optimale Voraussetzungen für die bestmöglich koordinierte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachgruppen. Für den Patienten bedeutet das deutlich mehr Sicherheit. „Wer etwas sehr oft macht, kann es einfach besser“, so fasste Chefarzt Dr. Hartmann in der anschließenden Diskussion seine Intentionen zur Gründung eines Reflux-Zentrums zusammen. Der Chefarzt und ärztliche Direktor des Sana Klinikums Lichtenberg ermunterte zudem die Besucher, jederzeit von ihrem Recht auf Zweitmeinung Gebrauch zu machen.
Nach den Vorträgen nutzen die Besucher rege das Angebot, die Experten gleich vor Ort um eine Stellungnahme zu bitten. Für den Herren, der in meiner Reihe saß, war der Abend ein ganz besonderer Gewinn. Er hatte nur durch Zufall von der Veranstaltung in einem Wochenblatt erfahren. Wie er mir am Ende des Abends versicherte, sei es dem Ärzteteam mit den Vorträgen hervorragend gelungen, seine Sorgen zu zerstreuen.
Beispiel für eine gelungene Koopoeration
Seit Herbst 2017 hat sich das Sana Klinikum Lichtenberg für seine Patientenvorträge zwei Kooperationspartner gesucht: die Selbsthilfekontaktstelle SYNAPSE und das Stadtteilzentrum Kiezspinne e.V. SYNAPSE ist seit 1994 für Menschen mit gesundheitlichen und psychosozialen Problemen da. Als Anlaufstelle bietet sie Hilfe zur Selbsthilfe, Gesundheitsvorträge, Kurse und Selbsthilfegruppen an. Kiezspinne e.V. ist nachbarschaftlicher Interessenverbund im Stadtteil „Frankfurter Allee Süd“ für mehr Lebensqualität und Miteinander und wurde 1993 gegründet.
Beitrag für meetmedi | Text: Gerburg Richter | Foto: https://de.fotolia.com